Große Aufregung am Kipili Airstrip – Leben und Tod, nah beieinander – Gestrandet in Sumbawanga

Aufregung am Kipili Airstrip

Lieb gewonnene Schweizer Gäste und Reiseveranstalter: Brigitt und Bruno mit Tochter Lea, sowie Brigitt, eine Freundin der Familie hatten bereits einige Tage an der Lodge verbracht und reisten auf abenteuerliche Weise weiter nach Sansibar. Sie wurden von einem Safari-Liner am Kipili- Airstrip abgeholt. Alleine der kurze Weg dahin mit Jeep und Quad erregte die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner. Am Airstrip kamen vor allem Kinder und Jugendliche aus der nahegelegenen Schule zum Staunen.

Leben und Tod – nah beieinander

Unser „staff manager“ Zacharia macht hier einen sehr guten Job. Er hat nicht nur den großen Gesamtblick auf Lakeshore, was Arbeiten und Aufgaben angeht, er scheint auch noch der perfekte Mittler zwischen Personal und Leitung zu sein. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Kirando, dem 15 km entfernten Ort. Seit einiger Zeit ist er stolzer Besitzer eines Motorrads und  muss nun nicht mehr mit dem Rad zur  Arbeit fahren. Dadurch, dass er für mich und Frank einmal in der Woche einkauft haben wir ein wenig mehr Kontakt zu ihm und erfuhren so, dass er sich große Sorgen um seine Frau macht, die nun bereits im 11(!) Monat ihrer Schwangerschaft mit dem 4. Kind ist und dass es ihr zunehmend schlechter geht. Das Kind will einfach nicht kommen. Der Arzt in Kirando riet zu einer Operation. Digna entschied sich dagegen, da sie eine OP in Kirando eher nicht überleben würde. Es gibt wohl in Kirando keine hygienischen Grundvoraussetzungen, um Operationen durchführen zu können. Trotzdem wird es gemacht. Das Ultraschallgerät ist schon länger nicht mehr funktionsfähig.

Die nächstgelegene Klinik befindet sich in Namanyere: 60 km weiter, 90 min Fahrt über holprige Straßen. Behandelt wird nur, wenn man vorher zeigen kann, dass man auch Geld zum bezahlen hat. Eine größere Geschichte wie diese kostet dann zwischen 300-400 000 TZS, (ca. 150 €), ein Monatsgehalt für einen normalen Arbeiter. Obwohl Zacharia mehr als das verdient, hatte er natürlich diesen Betrag nicht zur Verfügung. Dazu wäre dann noch die weite Fahrt gekommen. Der öffentliche Bus war für eine hochschwangere Frau in diesem Zustand keine Option. Diese Frau brauchte Hilfe und zwar schnell.

Es wurde also ein privater Fahrer (einer der wenigen Einwohner in Zacharias Dorf, der stolzer Autobesitzer ist) engagiert und wir brachen zu fünft ( Fahrer, Zacharia und Frau, Frank und ich) auf nach Namanyere. In der Nacht davor wachte ich auf und dachte an Dignas Zustand und die „rough road“. Was wenn das die Wehen auslöst und das Kind auf der Fahrt kommen will? Ich packte kurzerhand Tücher, Verbände, Schere, Desinfektionsmittel ein, was wir zum Glück nicht brauchten. Die Fahrt muss für sie die Hölle gewesen sein, doch lies sie sich das in keinster Weise anmerken – unglaublich, so tapfer!

Das Missionskrankenhaus machte einen guten Eindruck und war auch auf Geburtshilfe spezialisiert. Wir setzten Zacharia und Digna ab und machten Besorgungen im Ort. In der Klinik versuchten sie erst einmal herauszufinden, in welcher Schwangerschaftswoche sich Digna befand, doch das Gerät war nur skaliert bis 40 Wochen, konnte also keinen Aufschluss darüber geben, wie weit sie tatsächlich darüber lag. Anschließend bekam Digna wehenfördernde Mittel, die eigentlich eine Geburt innerhalb von zwei Stunden einleiten sollten. Bei ihr dauerte es 8 Stunden. In der Nacht brachte sie ein totes Baby zur Welt, doch ging es ihr den Umständen entsprechend gut.

Am nächsten Tag wurde Zacharia mit dem, in einen Karton verpackten Baby von einem Freund auf dem Motorrad abgeholt. Digna wurde einen Tag später entlassen und fuhr mit dem öffentlichen Bus nach Hause (!) Unser Personal sammelte für die Familie und die Beerdigung und zwei der Angestellten überbrachten das Geld. Zacharia ist seitdem im Urlaub, um sich um seine Frau und die Kinder zu kümmern. Zunehmend geht es der Familie besser.

Klinik in Westtansania ( – der in Namanyere sehr ähnlich)

Gestrandet in Sumbawanga

Sumbawanga ist die größte Stadt in der Region Rukwa und liegt 2,5 – 3 Autostunden von der Lodge entfernt. Einmal im Jahr kommen deutsche Augenärzte dorthin und operieren im Akkord den grauen Star, der überhaupt in Afrika sehr verbreitet ist, sodass viele ältere Menschen einfach nicht mehr sehen. Bei weniger gravierenden Fällen geht man in Sumbawanga, das auch als “Zentrum der Hexerei” (Center of witchcraft) gilt, auch gerne zum “Lambalamba” (“Marabut” in Westafrika).

Chris und Louise fahren nach Sumbawanga zum Einkaufen. Als größte Stadt in der Region Rukwa hat sie einiges mehr zu bieten als alle anderen Städte in der Nähe der Lodge. Das Angebot reicht von Autoersatzteilen, über Fahrzeuge, Tiere, Stoffe, Kosmetika, Kleidung bis hin zu Lebensmitteln in größerer Auswahl. Außerdem gibt es dort Banken mit ATMs. Zweimal war ich bereits dabei, immer regnete es, doch jedes Mal gab es einzigartige Erlebnisse, vieles an S. fasziniert mich und ich mag die Authentizität dieser Stadt. Das habe ich wohl einmal zu viel gedacht, denn beim dritten Mal wurden aus der eintägigen Einkaufstour drei Tage. Diesmal waren wir zu viert (Chris und Louise, Frank und ich)

Chris Toyota machte schon seit längerem Geräusche und nachdem er passende Ersatzteile aus England mitgebracht hatte, sollten diese eingebaut werden während wir unseren Einkäufen nachgingen. Am Nachmittag stand fest: es muss eine andere Ursache geben! Das Auto blieb auseinander gebaut, ein weiteres Ersatzteil wurde in Mbeya bestellt, in den öffentlichen Nachtbus verfrachtet und kam am nächsten Mittag in Sumbawanga an. Nachdem das Teil eingebaut und das Auto wieder zusammengebaut war, tat sich leider überhaupt gar nichts. Das war dann am zweiten Tag, gegen Abend um 18:00 Uhr und bedeutete für uns eine weitere Nacht in Sumbawanga.

Wir übernachteten im Gästehaus der Morovian Church, einer dänischen Kirche. Sehr bescheidenes, altes Mobilar, aber sauber und geführt von einem ganz herzigen Pfarrer und netten Angestellten. Wir haben dort übrigens nicht übernachtet, um Geld zu sparen $10 pro Nacht/Person), sondern weil es die beste Unterkunft der Stadt ist. Sie haben sich natürlich gewundert, als wir am zweiten Abend wieder eingecheckt haben. Tja, wie verbringt man seine Zeit in S.? Es ist eine osttansanianische Stadt, in der es keinen Tourismus gibt, keine Kultur, eine Restaurant- bzw. Barkultur scheint sich gerade zaghaft zu entwickeln, was heißt, dass man schon mal irgendwo sitzen kann, die kulinarische Auswahl beschränkt sich jedoch auf: Reis oder Pommes mit Huhn oder Fisch, dazu auch mal Rohkost, die man vielleicht lieber doch nicht isst. Am Abend sieht man ab und zu ein Paar, das sich schick gemacht hat und zusammen ausgeht. Alkohol gibt es weder in den Restaurants, noch in den Läden. Zum Glück kannte Chris die Safari- Bar, wo wir wenigstens am Abend mal ein Glas Wein trinken konnten.

eines der weniges Restaurants

Wir suchten uns ein Restaurant, wo wir einigermaßen sitzen und den Regenschauer abwarten konnte. Es dauerte nicht lange, bis sich richtig vernachlässigte arme Kinder, schmutzig und mit zerrissener Kleidung, heranschlichen. Es sind hier die Straßenkinder, deren Eltern aus diversen Gründen (gewalttätig, alkoholabhängig, etc.) nicht für sie sorgen können, aber noch existieren. Den Waisenkindern geht es besser. Sie leben in Heimen und werden wohl dort auch gut versorgt. Der Appetit verging uns schnell, als wir sahen, wie sie sich auf die für sie bestellten Pommes stürzten und überließen ihnen auch unser Essen. Als ich durch den Markt schlenderte hatte ich immer Bananen zum Verteilen an die Kinder dabei.

Als wir leicht frustriert am zweiten Abend zu unserer Unterkunft gingen, kam uns ein Mann ohne Beine entgegen. Chris bemerkte: “And we think we have problems” – wie wahr!

Während dieser zwei Tage mussten wir immer wieder warten – im kleinen Laden eines Bekannten von C. und L., im Restaurant, im Auto, aber am meisten Spaß machte das Beobachten der Kunden im sehr modernen Vodacom-Laden:

Herzliche Grüße an alle Lesenden! Neuigkeiten zur Fliegerei findet ihr übrigens in Franks Blog “Projectnews”:

https://airtango-tz.com/category/project-news/


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