Endspurt Teil II und III (afrikanische Zeit) – an der Westküste Sansibars – Chukwani / Stonetown

Wir manifestieren, dass es ab jetzt sehr schnell geht und mieten uns für eine Woche in einem gehobenen Strandhotel in Flughafennähe ein. Hoffen, danach endlich an den Tanganyikasee zu können. Sehr schnell wird dann allerdings klar, dass der TÜV-Inspektor für die letzte Absegnung des Flugzeugs doch diese Woche nicht kommen kann. Außerdem bekommt Frank den Brief des District Commissioner, auf den er seit 2 Monaten wartet, allerdings nicht mit der ersehnten Unterschrift für die Landeerlaubnis auf dem See, sondern mit der Aussage, Frank möge sich bitte an die zuständige Behörde wenden. Er würde keine Fluggenehmigungen erteilen. Problem1: der District Commissioner scheint den Brief noch nicht mal verstanden zu haben, Problem2: niemand fühlt sich zuständig für diese Entscheidung, ob unser Flugzeug auf dem See landen darf, die oberste Flugbehörde in Daressalam, die TCAA wünscht dies allerdings.  Jetzt werden wir langsam mürbe. 😌

Noch gibt es einiges zu tun- vor allem für Frank am Flughafen und der Aufenthalt in diesem Hotel ist äußerst angenehm.  Wir genießen den Pool, das großzügige schöne Zimmer, und freuen uns an den bezaubernden Sonnenuntergängen. Mit dem Hotelpersonal haben wir viel Spaß und wir lernen Cedrics (Fluglehrer, siehe Website) Frau Salma und seine entzückende kleine Tochter Lily kennen. Sie wohnen gleich nebenan.

Bleiben können wir hier nicht länger als eine Woche. Die Preise steigen um das Dreifache (große Konferenz am Flughafen), ausgebucht ist auch und es bei uns ist noch kein Ende in Sicht.

Cedric und Salma bieten uns netterweise an, im Haus von Salmas (gerade erst) verstorbenen Mutter zu wohnen. Es steht wohl leer und außerdem gibt es eine Angestellte, die sich um das Haus kümmert. Der Vorab-Besichtigungstermin am Samstag klappt nicht, also müssen wir am Sonntag ins kalte Wasser springen, da dies unser Abreisetag ist und wir auschecken. Mit unseren diversen Koffern sitzen wir endlich im Taxi, das 2 Stunden braucht, um uns abzuholen (!) Eine Adresse gibt es nicht, Salma will es dem Taxifahrer am Telefon erklären. Als wir losfahren, ist sie dann leider nicht erreichbar. Wir warten also wieder. Irgendwann klappt es. Wir fahren immer weiter stadtauswärts, irgendwann von der Hauptstraße ab und auf staubigen Wegen weiter. Das Taxi hält vor einem eisernen Tor und wir warten. Das ist jetzt wirklich Afrika: keine Hotels, keine Cafés, keine größeren Supermärkte, dafür Ziegen, Kühe, Katzen, Hühner, die sich unter den Palmen herumtreiben, vereinzelte Verkaufsstände mit dem auf der Auslage, was der Garten gerade hergibt, Fernseher daneben mit vielen Menschen davor und Fußballprogramm. Es gibt Hütten, mit einfachen Planen hergestellte Zelte und dann die stattlichen Häuser hinter Mauern, oft jedoch in unfertigem Zustand. Ich vermute, dass es für sansibarische Verhältnisse eine sehr gute Wohngegend ist. Vor einem der aufwendig geschmiedeten Tore halten wir.

DAS HAUS bzw. die VILLA (ohne Obergeschoß)

Das Tor öffnet sich und ein schlaksiger Junge hilft uns mit dem Gepäck. Der Innenhof ist staubig, kaum Pflanzen, wohl noch nicht fertig, dafür viele Hühner und Katzen mit ihren Babies. Die Veranda ist umso größer und nach der Eingangstür treten wir in ein palastartiges Wohnzimmer mit Samtchaiselongues und arabischen Sitzkissen. Vom Wohnzimmer geht es direkt in die offene Küche mit einer sehr schönen Essgruppe vor einer Pflanzeninsel.  Auf den ersten Blick sehr beeindruckend. In einer der Chaiselongues liegt die schöne Riddha, die uns erst einmal wenig Aufmerksamkeit schenkt, das Hausmädchen bleibt ebenfalls stumm. Beide tragen farbenfrohe lange Kleider in dem für hier typischen arabischen Stil. Irgendjemand zeigt uns unser Zimmer. Spartanisch, aber großzügig und sauber. Wir sind dankbar.

Es stellt sich allerdings sehr schnell heraus, dass wir hier in einer „WG“ gelandet sind. Mariam, das Hausmädchen, die man mal nach etwas fragen könnte, spricht kein Englisch und ist auch sonst nicht sonderlich bemüht, Riddha ist eine Cousine der Hausherrin, sehr gebildet und hilfsbereit, allerdings auch nicht sonderlich begeistert über zusätzliche Gäste und immer in irgendwelchen Meetings unterwegs. Sultan der schlaksige Junge, der uns das Gepäck entgegen genommen hat, ist taubstumm, wohnt in der Nachbarschaft und ist Dauergast. Meist trifft man ihn dabei an er wild gestikulierend durch den Salon wandelt und sämtliche Mitbewohner nachahmt. Dann gibt es noch Nick, einen südafrikanischen Mechaniker, der für Salmas Mann arbeitet, am Abend kommt und sich über Gesellschaft freut. Hmmm…. WG war jetzt nicht so wirklich, was wir erwartet hatten und vorherige Aufklärung wäre schon schön gewesen. Salma ist bereits wieder verschwunden als wir anreisen und geregelt ist gar nichts. Wir versuchen es zwar, doch gelingt es uns nicht, uns hier wirklich wohl zu fühlen. Bis zum Schluss konnten wir nicht herausfinden was erwartet wird, was nicht, wer wofür zuständig ist, etc. Dazu gewinnen wir ein wenig Einblick in die obere Gesellschaftsschicht Sansibars (vermutlich Nachfahren irgendwelcher Sultane), die noch viele Gebräuche dieser Kultur pflegen, u.a. den Umgang mit den “Angestellten” (eigentlich nicht das passende Wort für jemand, der 24/7 arbeitet) – faszinierend und bedrückend zugleich. Ich fühle mich immer ein wenig fehl am Platz und komme mir vor wie eine Außerirdische.

Wir versuchen, das Beste daraus zu machen und flüchten öfters ins Dschungle Paradise oder nach Stonetown, in dem ich am Ende doch noch ein paar sehr schöne Ecken entdecke.

Dschungle Paradise oder Mbweni Ruins

Ein Juwel und Unikat, dieses Hotel: eingebettet in die Ruinen einer Ende des 19.Jh. von Briten errichteten Kirche und Schule für von Sklavenschiffen befreite Sklavenmädchen. Gelegen in einem riesigen, dschungelartigen Garten mit Zugang zum darunter liegenden Strand und einem höher gelegenem Restaurant, dem perfekten Sonnenuntergangsspot.

Am Sonntag vor unserer Abreise wollen wir Nick den Mechaniker und Mariam, das Hausmädchen dorthin einladen. Mariam versichert uns, dass dies kein Problem sei und braucht stundenlang um ihre Haare zurecht zu machen und sich in ihre schönsten Gewänder zu werfen. Nick sieht das Ganze nicht so eng. Er kommt mit Badehose und T-Shirt mit. Wir sind also eine lustige Truppe und ich freue mich vor allem für Mariam, weil ich merke, wie viel ihr dieser Ausflug bedeutet. Auf dem Weg dahin, erreicht uns dann der Anruf der Hausherrin: Mariam dürfe das Haus nicht verlassen, sie solle sofort aus dem Taxi aussteigen und mit einem Buda-buda (Motorradtaxi) zurück fahren. Das Ereignis beschäftigt uns noch lange, irgendwann lassen wir uns dann jedoch einlullen von dieser wunderbaren Szenerie und vor allem von DJ Aisha, die so mitreißende Musik spielt, dass am Ende alle im Restaurant Anwesenden, inklusive Nick mit seinen 70 Jahren, im Sonnenuntergang tanzen.

Stonetown aus anderer Perspektive:

Eyapatha

Und endlich war es soweit: beim dritten Anlauf hat es geklappt und ich durfte mit in den Hangar um Eyapatha kennen zu lernen. Warum “Eyapatha” werden sich vielleicht einige fragen: das ist und bleibt unser Geheimnis. 😉 Jedenfalls sehr beeindruckend, was Frank da gebastelt hat.

Ich freu´ mich schon auf den ersten Flug!

Bevor ich mit Sansibar West abschließe und schon mal vorfliege an die Lakeshore Lodge und den Tanganyikaseee möchte ich zwei besondere Persönlichkeiten erwähnen, die uns beeindruckten und die mir im Gedächtnis bleiben werden:

Nick, der südafrikanische Mechaniker, ein unglaublich bescheidener und dankbarer Mensch, der mit 70 Jahren noch sehr aktiv ist, jeden Tag Schwerstarbeit in der Hitze verrichtet und uns interessante Geschichten, z.B.  aus der tiefsten Goldmine (5km!) Südafrikas, in der er in jungen Jahren gearbeitet hatte, erzählte.

Außerdem Omar unser Taxifahrer, einer der wenigen pünktlichen und zuverlässigen Sansibaris, der uns überall hinbrachte und auch sonst sehr hilfsbereit war.

Das Auto zerbeult und mit klappernden Stoßdämpfern, er aber immer mit frisch gebügeltem Hemd, Anzughose und auf Hochglanz polierten Schuhen… und ich hatte keine Schweißausbrüche bei seiner Fahrweise.

Sonstige Vorteile in unserer sehr besonderen Unterkunft: kaum Mücken und ruhige Nächte ohne Partylärm (Paje). Nur die übliche Geräuschkulisse, an die wir uns bereits gewöhnt haben: Das Rufen des Muezzins morgens um 4 und der sehr aktive Hahn morgens um 5, diesmal jedoch vor unserem Fenster. 😏


2 thoughts on “Endspurt Teil II und III (afrikanische Zeit) – an der Westküste Sansibars – Chukwani / Stonetown

  1. Wiederum danke für den tollen Bericht! Super, alles Gute und baldmöglichst einen erfolgreichen Beginn Eures Vorhabens!

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