

Stonetown oder auch Zanzibar Town ist der Hauptort (passt besser als Hauptstadt) der Insel und hat es wahrlich in sich.










Das Offensichtliche: ein „Meltingpot“ verschiedener Ethnien und Religionen, hauptsächlich Moslems, der sich unter arabischen, indischen und europäischen Einflüssen über die Jahrhunderte entwickelt und dadurch seine ganz eigene und einzigartige swahilische Kultur geschaffen hat.
Diese komplexe Verschmelzung spiegelt sich auch in den Gebäuden wider, die hauptsächlich aus Korallensteinen und Mangrovenholz errichtet wurden bzw. werden. Die größten Gebäude bilden neben einigen wenigen modernen Spiegelbauten außerhalb des Stadtkerns, ein Fort mit Stadtmauerresten, Sultanspalästen, die entweder verfallen oder zu Luxushotels transformiert wurden, herrschaftliche Gebäude mit kunstvoll geschnitzten Türen, Balkonen und Veranden. Daneben finden sich einfache Steinbauten, teils ohne Türen und Fenster und Stände mit Planen. Auf einem riesigen Markt wird alles gehandelt, was die Insel hergibt: Gewürze, Fisch, Fleisch, Obst, Gemüse, sowie importierte Waren, vorwiegend aus arabischen Ländern (z.B. Datteln, Feigen etc.)
Wer etwas sensibel ist wird die starken Energien wahrnehmen, die ich nach wie vor nicht genau einordnen kann, aber die mich daran hindern, die vielbeschriebene Faszination Stonetowns zu erkennen. Ich habe es bereits 3x versucht: mich macht diese Stadt einfach nur fertig: die Dichte an Menschen, die diffusen Gerüche nach Seifen, Gewürzen, Abfall, Abwässer, der Lärm des Verkehrs, die engen Gassen durch die sich sogar kleine Lastwagen drängen und in denen sich die Hitze staut.



Dazu kommt die dunkle und sehr dominante Seite in der Geschichte Sansibars: so war Sansibar bis Ende des 19. Jahrhunderts Sklavenumschlagplatz Nr.1 an der ostafrikanischen Küste. Unter brutalsten Bedingungen und unter Verlust vieler Menschenleben wurden Menschen vom Landesinneren Tansanias, sowie aus angrenzenden Ländern gefangen genommen, nach Sansibar gebracht und von dort weiterverkauft. Die Ausstellung und Führung dazu, in die ich mich beim dritten Besuch dann doch gewagt habe, machte mir mal wieder klar, wie stark sich unser Bewusstsein verändert. Die Sklavenhaltung damals vergleiche ich mit der Massentierhaltung von heute, zu der wir langsam, aber sicher auch eine andere Wahrnehmung entwickeln. So erkennen wir dies immer mehr als ein „no go“: Vegetarismus, Veganismus oder zumindest: „ich kaufe beim regionalen Metzger“ werden langsam aber stetig zu einem Ende dieses brutalen Umgangs mit Tieren führen.
Jetzt möchte ich euch noch eine kleine Episode von meinem ersten Besuch dort erzählen. Ich war gerade ein paar Tage auf der Insel und war natürlich neugierig auf Franks Flugzeug. So machten wir uns auf, von Paje nach Stonetown, mit dem ortsüblichen Verkehrsmittel, dem Dala-Dala, einem Kleinbus, der losfährt wenn er voll ist und anhält sobald jemand aus- oder zusteigen möchte. Reichen die Plätze nicht aus, dienen Plastikkanister, die unter den Sitzen lagern als 3. Reihe im Mittelgang.

Nicht, dass ich diese Art der Beförderung nicht bereits aus Ägypten oder Gambia kennen würde, ich war jedoch in den letzten Jahren komfortabler unterwegs und es einfach nicht mehr gewöhnt. Ich empfand die Enge im Bus, das schnelle Tempo und das Gefühl, der Bus bricht beim Durchfahren der Schlaglöcher, sowie die Dauer von 1,5 Stunden als etwas anstrengend. Interessant, dass ich es mittlerweile wieder genießen kann und so eine Fahrt mit Reissäcken, Hühnern, Babies – die im Übrigen selten schreien oder laut sind- und diversen Kisten an Bord sogar spannend finde.

Kulturelle Aneignung? – Ich finde es einfach nur praktisch und ein Zeichen des Respekts, da im Bus alle Frauen Kopftuch tragen
Doch zurück zu meiner ersten Fahrt: überstanden und am Flughafen angekommen, besorgte mir Frank einen Schein, der mich als Passagier auswies und mit dem ich hätte hineinkommen sollen. Hat aber nicht funktioniert. Ich wurde von A nach B, von dort nach C und dann noch nach D geschickt, um am Ende in E angekommen zu erfahren, dass der zuständige Oberchef, der mir ein vorübergehende Besuchererlaubnis erteilen sollte, in der Moschee beim Beten ist. Nun gut, dann eben ein anderes Mal.
Wir benutzten ein weiteres einheimisches Verkehrsmittel, das Bajaji – eine motorisierte Rikscha, um ins Stadtzentrum zu kommen. Nachdem das Bajaji in einer engen Gasse, in der sich bereits andere Fahrzeuge in einem Knäuel verfangen hatten nicht mehr weiterkam, stiegen wir aus und visierten unser nächstes Ziel, das Zanzibar Coffee House an.






Noch ein paar Stockwerke und schon hatten wir es geschafft, auf eine Dachterrasse mit Blick auf Stonetown. Ein tolles Gebäude und eine tolle Umsetzung eines ganz besonderen Kaffeehauses. Wir stärkten uns mit Getränk und Salat und hatten eigentlich noch einiges vor, doch plötzlich streikte mein System. Sobald wir wieder draußen waren, entwich sämtliche Energie und ich wollte nur noch schlafen. Wir brachen ab, fuhren nach Hause. Ich schlief bis zum nächsten Tag durch, hatte nachts Fieber und diverse andere Symptome. Am nächsten Tag mittags war alles wieder gut. Ein interessantes Phänomen. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, so die diversen Eindrücke zu verarbeiten. Energien wirken hier unmittelbar.🤪

Das klingt alles sehr spannend! Klasse Fotos auch. Wünsche Euch weiterhin eine coole Zeit und viel Erfolg mit den Projekten!
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